9. April 2020: Neuigkeiten aus Uganda und dem Mama Jane Children Care Center: Das Coronavirus grassiert weltweit und macht auch vor dem afrikanischen Kontinent nicht Halt. Stand heute gibt es in Uganda vergleichsweise wenig nachgewiesene Covid 19-Infizierte. Experten befürchten jedoch eine hohe Dunkelziffer sowie eine sehr dynamische Entwicklung der Infektionszahlen. Aufgrund der oftmals schlecht ausgestatteten Gesundheitssysteme drohen in Afrika deutlich schwerwiegendere Auswirkungen durch die Pandemie, als wir sie derzeit in Deutschland erleben. Hierzu zählen einerseits die Krankheitsverläufe selbst, andererseits bestehen auch Befürchtungen, dass es zum Ausbruch von Unruhen sowie zu neuen Flüchtlingsbewegungen kommen kann.
Die Heimleitung des Mama Jane Children Care Centers berichtet, dass in Uganda unterschiedlichste Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus unternommen wurden: Schon nach Bekanntwerden relativ kleiner Fallzahlen wurden Ende März in Uganda landesweit die Schulen geschlossen (vorerst bis Anfang Mai), Einreisestopps und das Verbot von Versammlungen (auch Gottesdiensten) ausgesprochen. Es gelten strenge Ausgangssperren, die von offiziellen Einsatzkräften zum Teil auch aggressiv durchgesetzt werden. Der öffentliche Nahverkehr ist ausgesetzt. Es fahren keine Sammeltaxen und Motorradtaxen mehr. Maximal drei Personen dürfen sich in privaten PKWs befinden. Zahlreiche Betriebe haben ihre Arbeit eingestellt und die Mitarbeiter*innen erhalten kein Gehalt mehr.
Auch die durch das Mama Jane C.C.C. betreuten Kinder und Familien sowie die dort beschäftigten Mitarbeiter*innen sind von der Krise betroffen. Die Sorge der Heimleitung um das Wohlergehen der Mitarbeiter*innen und der betreuten Familien ist groß. Die Familien verfügen über keinerlei Absicherung und einige bisherige Einkommensquellen sind vollständig entfallen. Sozialstaatliche Absicherungssysteme gibt es nicht.
Die Betreuung der Kinder und Familien im Mama Jane C.C.C. ist daher derzeit eine außerordentlich große Herausforderung. Die Anzahl der Kinder hat sich erhöht. Kinder und Jugendliche, welche Zuflucht benötigten, sind nun im Mama Jane C.C.C. untergebracht, ebenso die Schüler*innen, welche normalerweise Internate (Boarding Schools) besuchen. Aktuell werden 45 Kinder und Jugendlichen rund um die Uhr im Mama Jane C.C.C. betreut, fünf junge Erwachsene befinden sich in dem Haus in Mpumudee. Die Kinder und Jugendlichen im Mama Jane C.C.C. dürfen das Kinderheim nicht verlassen. Besucher dürfen das Heim nicht betreten. Es befinden sich derzeit 13 (von insgesamt 21) Mitarbeiter*innen im Kinderheim. Die Mitarbeiter*innen, welche außerhalb des Heimes wohnen, können wegen der Ausgangssperren nicht mehr zur Arbeit kommen. Die Gehälter der Mitarbeiter*innen sollten weitergezahlt werden.
Der Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen ist momentan gut.Die Schulen wurden so kurzfristig geschlossen, dass die Schüler*innen nicht mit Aufgaben versorgt werden konnten. Was bei uns in Deutschland Standard ist (Lernplattformen im Internet, Pakete mit kopierten Aufgaben durch die Schulen) ist in Uganda nicht leistbar (hohe Schülerzahlen, fehlende Ressourcen und Infrastruktur, räumliche Distanzen). Die Kinder und Jugendlichen im Kinderheim wiederholen nun das bisher Gelernte. Zudem beschäftigen sie sich mit Perlenmachen, Indoor-Spielen und Brettspielen, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Mehrmals tägliche Gebete geben den Kindern, Jugendlichen und Mitarbeiter*innen Kraft und Zuversicht.
Die betreuten Familien wohnen zum Teil auch weiter von Kinderheim entfernt. Sie werden üblicherweise regelmäßig von Mitarbeiter*innen des Mama Jane C.C.C. besucht sowie beraten und erhalten bei Bedarf Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente. Diese Belieferung ist nun nicht mehr möglich. Die Heimleitung steht jedoch mit allen Familien im telefonischen Kontakt. Einige Familien konnten noch einmal kurz vor der Ausgangssperre besucht und mit Seife, Lebensmitteln und Medikamenten versorgt werden. Bis auf Weiteres benötigen 20 Familien nun vermehrt finanzielle Unterstützung.
Die Preise für Lebensmittel, Hygieneartikel wie Seife etc. und Medikamente (u.a. Schmerzmittel) sind in kurzer Zeit um rund 30-50 % gestiegen. Vor der Pandemie kostete ein Kilo Bohnen beispielweise 3000 Ush, aktuell 4500 Ush. Salz lag pro Sack bei 60000 Ush, jetzt bei 80000 Ush. (1 € entspricht rund 4000 Uganda Schilling). Die Ausgaben für Wasser und Strom sind durch die aktuellen Hygienevorschriften (häufiges Händewaschen) und die erhöhte Personenanzahl im Heim gestiegen. Aktuell wird im Heim viermal mehr Wasser verbraucht als erwartet. Zudem werden aufgrund einer neuen Anordnung nun von jedem Haushalt Müllgebühren für die Müllentsorgung erhoben. Diese Ausgaben wurden im Haushalt 2020 nicht veranschlagt.
Im Mama Jane C.C.C. werden Einkommensquellen aus den Projekten zur Sicherung des Lebensunterhaltes zum Teil wegfallen. Das Heim finanziert sich überwiegend aus Spenden (rund 2/3 der Gesamteinnahmen). Eigene Einkünfte (rund 1/3 der Gesamteinnahmen), erzielt das Heim aus verschiedenen Projekten zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Den größten Anteil bilden hier Einkünfte aus der Nursery School, welche das Heim unterhält. Diese wird überwiegend von Kindern außerhalb des Heimes besucht, aktuell sind es rund 100 Kinder. Für bedürftige Familien wird die Betreuung kostenfrei angeboten, für andere gegen eine Gebühr. Die Nursery School ist derzeit wie alle anderen Schulen geschlossen. Die Einnahmen durch die Kindergarten-/Vorschul-Gebühren werden voraussichtlich länger fehlen.
Das Heim hat nahezu keine Rücklagen. Um in der aktuellen Situation handlungsfähig zu bleiben, hat das Mama Jane C.C.C. durch Jugendhilfe Ostafrika e.V. bereits eine Sonderzahlung erhalten.
Für Ihre Unterstützung, auch in der aktuellen Situation, bedanken sich die Kinder und Mitarbeiter*innen des Mama Jane Children Care Centers von Herzen. Die Heimleitung erhofft sich aber auch gute Gedanken und Gebete, die nach Uganda geschickt werden und schreibt: „Gott segne euch alle“.