Margit Gärtner ist kürzlich aus Uganda zurück gekehrt. Hier ein Bericht von ihr:
„Rückkehr aus Uganda unter dem Eindruck der Coronakrise
Vor einer Woche kehrte ich von meinem dreiwöchigen Besuch unserer Projekte in Uganda zurück.
Nach einer Woche in Jinja und zwei Wochen bei der Rural Family in Kichwamba/Fort Portal (Reisebericht folgt in Kürze) reiste ich am 15.3. nach Kampala, um mich für die Heimreise am darauffolgenden Dienstag bereit zu machen.
Und erst dort in der Wohnung meiner Freunde traf mich das ‚Corona-Bewusstsein‘ mit aller Macht.
Alle Läden, Cafes, Restaurants und öffentliche Einrichtungen hatten Handdesinfektionsstellen eingerichtet. Und erst über das Fernsehen wurde mir bewusst, dass meine Rückkehr nach Deutschland gar nicht gesichert war. So bin ich mit dem letzten planmäßig stattfindenden Flug nach Amsterdam und von dort nach Stuttgart zurückgekehrt. Zwar gab es auf den Flughäfen laufende Durchsagen, man möge den Sicherheitsabstand von 2 m einhalten. Aber das gilt natürlich nicht für die Situation im Flugzeug, wo man ja Ellbogen an Ellbogen sitzt….
Darum habe ich mich daheim in eine selbst auferlegte zweiwöchige Quarantäne begeben.
Eine Woche ist schon um und es geht mir gut. Ich habe einen großen Garten, in dem es im Frühling viel zu tun gibt….
In Uganda hat sich unmittelbar nach meinem Abflug die Situation stark verändert. Seit letzten Montag sind die Schulen und die großen Märkte geschlossen. Und das hat natürlich auch Auswirkungen auf das Leben am Hof der Rural Family. Fast alle der 45 Kinder und Jugendlichen sind am Hof geblieben und müssen 24 Stunden am Tag betreut und bekocht werden. Normalerweise findet das Mittagessen in der Schulkantine statt. Morence hat einen Lehrer zur Betreuung eingestellt, der die Jugendlichen in kleinen Gruppen in unserer Bibliothek unterrichtet. Im Übrigen werden die Jugendlichen bei der Arbeit am Hof und in der Küche eingesetzt. Es ist Erntezeit für Matoke und Kohl und Pflanzzeit für Kartoffeln, Mais und Bohnen.
Ich habe Morence eine Sonderzahlung zukommen lassen, damit er einen Vorrat an Grundnahrungsmitteln wie Mais und Reis, Öl und Erdnüsse, sowie Seife und Handtücher anschaffen kann.
Die Lebensmittelpreise sind schon jetzt beträchtlich gestiegen.
In Uganda gibt es Gott sei Dank eine ausgeprägte Handwaschkultur. In allen öffentlichen Gebäuden, Restaurants, Cafes usw. gibt es Handwaschbecken mit Seife im Gastraum. Und wo fließendes Wasser nicht vorhanden ist, findet man eine kleine Tonne mit Regenwasser und Hahn.
Das ist schon einmal eine gute Voraussetzung für das Überstehen der Infektionsgefahr. Aber es gilt natürlich nicht für die Slumgebiete in den größeren Städten.
Derzeit gibt es 14 nachgewiesene Fälle der Infektion (Stand 25.03.20) – alle im Zusammenhang mit Einreisen! Auch im Jinja Hospital wird eine Patientin behandelt.
Uns bleibt nur zu hoffen, dass die schnelle Reaktion der Gesundheitsministerin mit Schulschließungen und Verbot von Gottesdiensten und Beerdigungen das sehr arme Land vor einer großen Infektionswelle bewahrt.
Dass diese Maßnahmen in einem autoritär regierten Land wie Uganda praktisch ohne Zustimmung des Parlaments möglich sind, steht auf einem anderen Blatt!“
Nach neuesten Informationen ist seit dem 27.3. auch der öffentliche Nahverkehr ausgesetzt. Es fahren keine Matatus mehr. Motorradtaxis dürfen niemanden mehr befördern und maximal drei Personen dürfen sich in privaten PKWs befinden. Die Lebensmittelpreise sind gestiegen. Das Militär kontrolliert die Einhaltung der verordneten Maßnahmen. Zur Zeit arbeitet die Werkstatt in Jinja arbeitet noch. Alle ArbeiterInnen haben als Sofortmaßnahme 100 000 Uganda-Shilling erhalten und sollten davon einkaufen gehen. Staatliche Absicherungssysteme gibt es nicht. Falls die Werkstatt geschlossen werden sollte, übernimmt Jugendhilfe Ostafrika daher die Fortzahlung der Lohnkosten und der laufenden Aufwendungen.